Wie Albert Schöchle die Idee zum Märchengarten hatte

Hier kam Albert Schöchle die Idee zum Märchengarten

Wer die Entstehung des Märchengartens im Blühenden Barock nachzuvollziehen will, muss ins Jahr 1957 zurück gehen. Und vor allem einen Namen nennen: Albert Schöchle.

Der Gründer des Blühenden Barock machte eine Fahrt nach Holland, um Tiere einzukaufen. Dabei entdeckte er durch Zufall einen Märchengarten bei Tillburg. Schöchle machte sich damals große Sorgen um die Zukunft des Blühenden Barock und suchte nach einer neuen Attraktion für den Park.

Albert Schöchle war begeistert – sein Aufsichtsrat war zunächst entsetzt. Schöchle musste die Aufsichtsratsmitglieder damals einzeln von dem Projekt überzeugen.

Schöchle schuf aber kein Plagiat des Vorbildes aus Holland, sondern holte sich Anregungen und verbesserte viele Details.

Am 16. Mai 1959 war es endlich geschafft – der Ludwigsburger Märchengarten öffnete seine Pforten. Mit nicht geringer Spannung wurde von Befürworten und Gegnern des Märchengartens die Reaktion der Bevölkerung erwartet. Schöchle war nach wie vor davon überzeugt, dass seine Idee einschlagen würde wie damals die Idee zum Blühenden Barock. Und wieder einmal hatte Schöchle den richtigen Riecher gehabt, die Reaktion der Bevölkerung gab Schöchle recht. Allerdings hatte Schöchle auch nicht mit einer solchen Reaktion gerechnet: Die Einnahmen stiegen um über 50 Prozent und im Jahr 1960 lagen sie sogar 100 Prozent über denen des Vorjahrs. Der Märchengarten war von Anfang an ein Renner und das Ziel Schöchles, über die Kinder auch die Eltern zu einem Besuch ins Blühende Barock zu bringen, war erreicht.

Schöchle hatte es wieder einmal geschafft, der Märchengarten bedeutete die finanzielle Rettung des Blühenden Barock.

In den Jahren und Jahrzehnten seit 1959 hat er regelmäßig zusätzliche Attraktionen bekommen. Schöchle selbst hat den Märchengarten nach dem Riesenerfolg in 1959 langsam weiter ausgebaut und dabei immer den Wert des Märchengartens für die Kinder im Vordergrund gesehen.

„Das Lächeln eines Kindes und das freudige Aufleuchten seiner Augen sind mir mehr wert als das Nicken von hundert Rauschebärten“, hat der Erfinder des Märchengartens Albert Schöchle einmal gesagt. Wenn man die Kinder im Märchengarten sieht, weiß man, was er gemeint hat.

 

Leserbriefe zum Märchengarten

Der Märchengarten im Blühenden Barock war in Ludwigsburg nicht unumstritten – Albert Schöchle hat für seinen Märchengarten gekämpft, teilweise auch bei extrem heftigem Gegenwind. Nun hat der Märchengarten seinen 50. Geburtstag längst hinter sich und das Werk von Albert Schöchle hat seit 1959 zig Millionen Kinderherzen höher schlagen lassen und ein Funkeln in Ihre Augen gebracht.

Zum Glück hat Albert Schöchle nicht beim geringsten Gegenwind aufgegeben …

Hier eine kleine Auswahl an Leserbriefen aus dem Jahr 1960 zum Märchengarten aus der Ludwigsburger Kreiszeitung (Leserbriefe wurden damals mit Nennung der Initialen veröffentlicht.)

 
20.04.1960: Ein kritisches Wort zum Blühenden Barock

Endlich ist wieder der schöne Märchengarten geöffnet für die lieben Kleinen von 8 bis 80, mit noch mehr Attraktionen als bisher und einem bildschönen Drahtzaun rundherum samt herrlichen Drehtüren. Und das alles für einen Spottpreis zu genießen? Wir hoffen doch alles zuversichtlich, dass im nächsten Jahr noch ein Karussell aufgestellt wird, dass der Affenkäfig Zuwachs bekommt, und dass in einigen Jahren die staunenden Besucher in einer Sesselbahn über die herrliche Blumenpracht hinwegschweben werden.

Im Ernst: War die „Ausgestaltung“ des Märchengartens wirklich notwendig ? War es richtig ein beträchtliches Stück des ohnehin nicht übermäßig großen Schlossparks noch extra mit unschönen, richtiger gesagt: abscheulichen Drahtgittern, Drehtüren und Kartenhäuschen abzugrenzen und einzufassen, es mit allerlei kindischen Mätzchen auszustaffieren (wohlverstanden: kindischen, nicht kindlichen) und dann noch zusätzliches Eintrittsgeld für diesen Rummelplatz, ganz richtig! – Ich möchte wissen, ob die „Gestalter“ des Märchengartens ihr Werk schön finden und ob sie der Meinung sind, es passe wundervoll in den ganzen Komplex von Schloß und Park. Ich fürchte nämlich, ausschlaggebend war bei ihnen die Rücksicht auf den Massengeschmack, und wo die Massen hinströmen da gibt’s Geld. Was tut man nicht alles für Geld?

Ich bin sicher nicht der einzige, der den Märchengarten samt allem Drum und Dran für einen hässlichen Humbug hält, der absolut nicht in unseren Schlosspark hineingehört. (Und wenn ich gerade beim Aufwaschen bin: Der Affenkäfig ist ebenso unnötig und die Verkaufsbuden und die Verwaltungsbaracke in der Mömpelgardstraße verschandeln das schöne Straßenbild und sollten abgerissen werden.) Wer Unterhaltung will, soll sich auf dem Killesberg vergnügen, der sowieso schon hoffnungslos verpatzt ist. Der Ludwigsburger Schlosspark sollte von solchen Mätzchen ganz freigehalten werden. Wie wäre es, statt dessen einmal an die Gestaltung des Geländes an der Nordseite des Schlosses, der sogenannten Planie zu geben? Wie wäre es gewesen, man hätte, statt den Märchengarten zu verbrechen, z. B. versucht ein Labyrinth zu pflanzen? Doch das ist wahrscheinlich eine nutzlose Frage.

Eines jedenfalls sollte möglichst sofort getan werden: Man sollte die scheußlichen Drahtzäune, Drehtüren und Kartenhäuschen entfernen (samt dem ganzen Märchengartenklimbim) das alles gehört nicht in einen einigermaßen anständigen Landschaftspark. H.H.

21.04.1960: Noch ein kritisches Wort zum Blühenden Barock

Unter der Überschrift: „Ein kritisches Wort zum Blühenden Barock“, in der Nr. 91 der Ludwigsburger Kreiszeitung vom 20.04.1960 findet endlich einer den Mut, die Dinge beim rechten Zipfel anzufassen. Endlich einer, der den kritischen Unsinn – genannt Märchengarten – anprangert. Genauso kitschig war der seinerzeit versuchte Propagandaslogan „Blühendes Barock“.

Es ist wohl so, dass gewisse sich selbst für unfehlbar haltende Persönlichkeiten in ihrem Bemühen Geld – immer mehr Geld herauszuholen, in der Gestaltung der unteren Schlossgärten danebengetreten sind. Hoffentlich bringen diese Persönlichkeiten nun auch den Mut auf, die ganz mit Recht von Einsender H.H. kritisierten Mißstände zu beheben und die Schlossanlagen so zu gestalten, dass sie zum Ganzen passend jeder Kritik standhalten können. Wir vernünftigen Eltern von Kindern sind der Meinung, daß der Rummel, genannt Märchengarten, unseren Kindern nichts Wertvolles, unbedingt Notwendiges zu bieten hat. Daß er nur manche Eltern zwingt, den unteren Schlossgarten auszuweichen, um ihre Kinder nicht zu , nur Ärger verursachenden, Bitten anzuregen.

Was mich aber, vom allerersten Anfang an ärgerte ist folgendes: Die Schlossgärten sind staatliches Eigentum, also Eigentum aller Bürger. Daß wir Bürger eines Rechtsstaates, eines demokratischen Rechtsstaates, in einen staatlichen, als unseren Garten Eintritt bezahlen müssen, das ist’s was mich ärgert. Nicht des Obolus wegen, den wir entrichten müssen, sondern der Rechtsbeugung wegen. Ich bin Demokrat und war es auch zu einer Zeit, als viele Herren von heute das Hakenkreuzabzeichen am Rockaufschlag trugen. Meine demokratische staatsbürgerliche Auffassung von recht fühlt sich hintergangen in dem Empfinden, daß wir Staatsbürger in unsere Gärten Eintritt bezahlen müssen. Wer hat das Recht dieser Rechtsbeugung, uns Eintrittsgeld abzufordern? E.R.

22.04.1960: Kritikaster, nicht Kritiker!

In den letzten beiden Ausgaben hat die LKZ Leserbriefe veröffentlicht, die sich mit dem Märchengarten im Blühenden Barock beschäftigen. Beide Einsender haben sich in scharfen Worten gegen den Märchengarten gewendet, ihn zum Teil als „Kitsch“ bezeichnet, als Rummelplatz, haben lautstark gegen die Verkleinerung der „ohnehin kleinen“ Anlagen protestiert und, natürlich, hat einer auch im Eintrittsgeld überhaupt ein Haar in der Suppe gefunden.

Befassen wir uns mit dem ersten Einsender. Er sagt, er sei sicher nicht der einzige, der den Märchengarten für hässlichen Humbug halte. Warum auch nicht. Es steht ihm ja frei, davon zu halten, was er will, und er braucht ja auch nicht hineinzugehen. Wahrscheinlich hat er als Kind nichts von Märchen gehalten oder überhaupt nichts davon erfahren, was nicht seine Schuld, sondern höchstens die seiner Eltern ist. Der Unterzeichnete dagegen, dessen „Kinder“ immerhin schon 20 und 22 Jahre alt sind, hat seine Freude an dem Märchengarten und seinen Besuchern. Zwar nimmt er meistens in früher Morgenstunde den Weg durch die oberen Anlagen -von Märchen keine Spur- und dann am Schloß entlang zur Planie und von dort zurück durch das Flamingotal und das Rhododendrontal und den Brückenweg, wobei er den ganzen Märchengarten überhaupt nicht bemerkt. Aber das Herz lacht ihm, wenn er dann plötzlich eine Gruppe von Buben und Mädchen so zwischen vier und sechs Jahren sieht, die mit der Dauerkarte in der Schutzhülle um den Hals zielbewusst in Richtung Märchengarten marschieren. Ihnen gefällt das nämlich, und sie scheinen dem Einsender hier viel, viel besser aufgehoben als beim Spielen auf dem Gehweg an stark befahrenen Straßen. Merkwürdig auch, wie ordentlich sich die kleinen Kerlchen im „Barock“ benehmen; keiner rennt über den Rasen, keiner schreit, keiner wirft Papier weg.

Leserbriefschreiber Nr.2 streichelt sich selbst eifrig den Bauch. „Er“ gehört zu den „vernünftigen Eltern“, er ist und war schon ein „Demokrat“, als andere noch ... Er ist so „vernünftig“, dass er mit seinen Kindern lieber in die unteren Anlagen ausweicht, um seine Kinder nicht nur zu Ärger verursachenden Bitten anzuregen. Was für Bitten sind das, bitte schön? Vielleicht die 10 Pfennige, die er in den Esel hineinstecken soll, damit er einen Schokoladentaler ausspuckt? Oder vielleicht, wenn er Dauerkartenbesitzer ist, die 30 Pfennige extra Eintritt? Wahrscheinlich ärgern ihn also die paar Groschen. Gehen Sie ihm von seinem Zigarettenetat, von seinem Viertele, von seinem Einsatz beim kegeln, vom Kinogeld ab – oder ist er in allen diesen und anderen Freuden der Welt ein Asket und will seine Kinder gleichfalls dazu erziehen? Nun, er sagt es ja selber: Ihn ärgert das Eintrittsgeld ins „Barock“ überhaupt, denn die Gärten gehören ihm, dem Herrn Staatsbürger, und ergo habe er das Recht, sie unentgeltlich zu benutzen. Oder?

Die Staatstheater gehören ebenfalls dem Staat und damit ihm, dem Bürger. Will er also auch umsonst in die Oper. Bundesbahn und Bundespost gehören dem Staat und also dem Bürger. Will er in Zukunft umsonst auf der Eisenbahn fahren und seine Briefe unfrankiert aufgeben, seine Telefongespräche umsonst führen? Nein, der Herr ist einfach ein Egoist, weiter gar nichts. Mit Demokratie hat das überhaupt nichts zu tun. Der Unterzeichnete war ganz bestimmt kein „Nazi“, er war nicht einmal einer von jeder Sorte „Demokraten“, die während der bewussten zwölf Jahre die Faust in der Tasche ballten; er saß damals, weil er ein klein bisschen aktiver „dagegen“ war, sogar im KZ. Trotzdem freut er sich am Märchengarten – er hat für andere Märchen seinerzeit viel teurer bezahlen müssen- und er verbittet sich ganz entschieden, heute von jemandem Wirte wie Demokratie, Rechtsbeugung usw. zu hören, der damit nur sein persönliches Missvergnügen tarnen will. Wenn es dem letzten Briefschreiber nicht passt, kann er ja gern wegbleiben und zum Beispiel in den Favoritepark gehen, wo er keine Märchen zu sehen bekommt, aber ebenfalls seit eh und je Eintritt zahlen muß. Am Monrepos, wenn er ein wenig weiter marschiert, kostet es dann gar nichts mehr und bis zum Bietigheimer Forst nur noch die Stiefelsohlen. Hoffentlich verlangt er nicht, nachdem die Straßen auch dem Staat und damit ihm gehören, auch noch Schuhbesohlung umsonst. W.W.

22.04.1960: Zum Thema Märchengarten

Ich war heute morgen – zugegeben bei denkbar strahlendstem Wetter und in Ferienstimmung – in der neuen von Herrn H.H. kritisierte Ausgabe des Märchengartens im „Blühenden Barock“. Nun sitze ich im Favoritepark und notiere meine Eindrücke:

Der moralische Wert der in den deutschen Märchen steckt, wird schwerlich bezweifelt werden können, auf diese Weise werden alt und jung wenigstens mal wieder auf die deutschen Märchen aufmerksam gemacht. Ich persönlich werde z. B. wenn ich nach Hause komme, mir in meines Sohnes Märchenbuch den „Tatzelwurm“ näher besehen. Freilich Herr H.H. wird vielleicht sagen, die Art und Weise sei zu „billig“. Nun, ich halte sie in unserer Zeit ihres Geldes wert. Oder Herr H.H. wird vielleicht sagen, zu oben gekennzeichnetem Zweck brauche er nicht gerade einen Teil des hiesigen Schloßparkes verwenden. Ich halte den in Beschlag genommenen Teil für keinen so fühlbaren Verlust.

Vielleicht könnte man sich darüber streiten, ob es richtig ist, den früheren Feme-Ritter der Emichsburg mit Bild und Stimme des Rübezahls vertauscht zu haben. Ich finde aber, dass die Dornröschen- und Rübezahlbilder schön und sinnvoll in der Emichsburg sind. Im übrigen dürfte wohl der alte Emichsburg-Ritter nicht für Zeit und Ewigkeit verloren sein.

Im einzelnen muß ich sagen, daß sich der Märchengarten gegen voriges Jahr in einigem verbessert hat.

Wenn ich noch einen Punkt anfügen darf, der nicht den Märchengarten sondern den Affenkäfig betrifft: Sehr trefflich war die Beschwerde eines Bürgers unserer Stadt in der gestrigen Zeitung. Aber daß Herr H.H. für Affen überhaupt nichts übrig hat, wo doch so manche herumlaufen, dürfte für ihn ein schwierig zu bemeisterndes Zeitproblem sein. W.J.

22.04.1960: Der Märchengarten ideal

Auf das Eingesandt vom 20. April möchte ich erwidern: Hat denn der Briefschreiber keine Kinder oder Enkel, daß er so vernichtend urteilt? Ich finde alles einmalig. Was war es denn vorher? Ein verwahrloster, unausgenützter Platz, der erst jetzt einen richtigen Zweck erfüllt. Wenn erst das Grün hervorgewachsen ist, wird man von dem Zaun und den Eingängen nicht mehr viel sehen. Laßt doch den kleinen und großen Kindern ihre Freude. Es hat ja noch so viele schöne und ruhige Plätzchen im „Blühenden Barock“.

Mit der Planie wird sich schon ein Weg finden, vielleicht ein kleines Wäldchen. Eine 68-jährige Oma. E.N.

22.04.1960: Ein Sehr kritisches Wort zu einem kindischen Eingesandt

Der Einsender H.H. des Artikels „Ein kritisches Wort zum Blühenden Barock“ in der Mittwochsausgabe der LKZ (Nr. 91) gehört scheinbar zu jener Sorte der „Ewiggestrigen“, die in Nörgeln und Meckern einen angenehmen Zeitvertreib finden. Der Schreiber dieser Zeilen ist ein alter Ludwigsburger, der die Wandlung des Schlossgartens von Kaisers und Königs Zeiten vor 1914, über zwei Weltkriege hinweg bis zu jeden trostlosen Jahren nach 1945 miterlebt hat, wo der Schlossgarten der Tummelplatz eines internationalen, lichtscheuen Gesindels, und der untere Schlossgarten ein Dorado für Sittlichkeitsverbrecher war.

Was wurde seither aus dem Garten der ehemals zweiten Residenz durch den Weitblick leitender Männer des Staates und der Stadt geschaffen? Das Blühende Barock wurde seit der Gründung um unbestreitbar größten Anziehungspunkt der Stadt Ludwigsburg. Um dieses Wunderwerk zu schaffen, bedurfte es der Arbeit vieler fleißiger Hände und der weitschauenden Initiative eines so begabten Gartengestalters wie Direktor Schöchle und seiner Mitarbeiter. Wenn H.H. der grimmige Verfechter eines „anständigen Landschaftsparks“, wie er wörtlich schreibt, in Vorstellungen lebt, die nicht mehr in die heutige Zeit passen, dann muß er sich eben einen Naturschutzpark zulegen, in dem er allein lustwandeln kann.

Auch die Leitung des „Blühenden Barock“ muß bemüht sein, neue Anziehungspunkte zu schaffen, und daß dies gut gelungen ist, kann man auch als „uralter Ludwigsburger“ restlos unterschreiben. Der „Märchengarten", dem die Hauptwut des Einsenders gilt, ist ein wirklicher Anziehungspunkt geworden, an dem auch die Erwachsenen eine rechte Freude haben können. Man hat heute so viele Möglichkeiten durch die Technik, Märchen­gestalten mit Licht, Ton und mechanischer Wunderwerke (einschließlich Fotozelle) zum Leben zu erwecken, dass die Märchenbücher im Märchengarten eine lebendige Erweiterung erfahren. Reizend gestaltete Bauwerke und originelle Tierfiguren beleben den Märchengarten.

Selbst die Emichsburg wurde ihrem seither etwas verwahrlosten Dasein entrissen, und in eine gut gelungene Märchenburg verwandelt. Man hat an Ideen hineingesteckt, was irgendwie hineinzustecken war, und die Romantik wurde durch technische Hilfsmittel lebendig gemacht. Das „Blühende Barock“ hat zweifellos einen Anziehungspunkt gewonnen. Das Kapital, das in dieser Anlage investiert wurde, muß durch Eintrittsgelder wieder herausgeholt werden, und dazu gehören Zäune, Drehtüren und Kartenhäuschen.

Im übrigen macht der Märchengarten, nur einen Teil des gesamten Geländes aus. Wer ohne Märchenromantik zwischen Blumen wandeln will hat dazu ausreichend Gelegenheit. Auswärtige Gäste, die keine Ludwigsburger sind, wie Herr H.H., wollen schließlich in den kritisierten Verkaufsbuden sich Rauchwaren, Getränke, Postkarten usw. kaufen, auch in Ludwigsburg muß man den Wünschen seiner Gäste Rechnung tragen. Die eingerichtete Ladenstraße ist also ebenso eine zwangsläufige Erscheinung wie die Verwaltungsbaracke, die man eben benötigt. Mit Schlagworten wie: „Massengeschmack, Humbug, Mätzchen, Rummelplatz“ beweist der Autor des Artikels, daß er der Zeit hinterherhinkt. Man soll schließlich das Gute sehen, und die großartige Gesamtanlage als eine einmalige Leistung anerkennen.

Und was die Affen anbelangt, Herr H.H., als ich Ihren Artikel las, da „lauste mich der Affe“. B.

23.04.1960: Wir sind stolz auf das „Blühende Barock“

Dem Leserbrief nach zu schließen, könnte heute der 1. April sein, obwohl grobe Witze nicht zum Lachen reizen. Mein 8-jähriger Enkel, ich selbst und auswärtiger Besuch und viele meiner Kunden stellten fest, dass das diesjährige „Blühende Barock“ in seiner Schönheit alle anderen Jahre übertrifft. Der Märchengarten ist einzigartig, nicht nur für die Kleinchen von 8 bis 80, auch für viel Jüngere und über 80-jährige. Diese Begeisterung! Oma guck, Mutti guck! Märchen – das ist doch für die Kleinen das Evangelium. Ludwigsburg mit den vielen, vielen Kindern, daran haben wohl auch die leitenden Männer gedacht, und schon viele Eltern und Großeltern haben ihnen im Geiste dafür gedankt.

Die Drahtgitter, Drehtüren, Kartenhäuschen sind für normal veranlagte Besucher ohne Interesse, sie gehören dazu, wie zum Wohnhaus der eingezäunte Garten, die Treppen und die Türen, die man auch erst aufschließen muß, ehe man rein kann. Wenn die Gestalter des Märchengartens ihr Werk für einen hässlichen Humbug (Pfui Teufel für diese geschmacklose Bemerkung) hielten, hätten sie sich bestimmt viele Sorgen und Nöte ersparen können. Wer die Menschen scheut, den Zauber der Natur und die alten Märchen nicht versteht, der muß sich doch nicht unbedingt im Blühenden Barock aufhalten. Wir Ludwigsburger sind glücklich und stolz auf unser „Blühendes Barock“ mit Märchengarten. M.K.

23.04.1960: … bin ich völlig einig

Mit den Ausführungen der beiden Einsender „Ein kritisches Wort zum Blühenden Barock“ bin ich völlig einig. Anfügen möchte ich nur die Rücksichtslosigkeit gegenüber älteren und gehbehinderten Leuten, dass durch die Absperrung um den kitschigen Märchengarten herum der einzige Zugang zum unteren Teil des Schlossgartens abgeschnitten ist und nur der Umweg über den Gruftweg bleibt. Es ist nämlich nicht jedermanns Sache, seinen Kaffee bei störender Musik zu genießen (dabei nur Portionen Kaffee zu bekommen) statt in Ruhe zu sitzen. E.G.

23.04.1960: Zum „Blühenden Barock“ vom 20. und 21. April 1960

Beide „Eingesandt“ sind in ihrer Begründung so primitiv stadt- und weltfremd, dass sie zweifellos nur als eigenbrötlerische Meinung von Menschen gewertet werden können, die möglicherweise irgendwelche persönlichen Belange verfechten könnten und die als Einwohner Ludwigsburgs an Zahl so gering sind, dass man sie an fünf Fingern abzählen könnte. Die fadenscheinige Begründung ihrer Ansichten verlohnt eigentlich keine Erwiderung. Wenn sie aber doch kurz folgt, sie nur zum Zweck, die von den beiden Einsendern vertretenen Gedankengänge auf ihre Absurdität und Unfreundlichkeit ihrer Heimatstadt gegenüber zurückzuführen.

Es bedarf keiner besonderen Betonung, daß die sehr schöne Gestaltung unseres Schlossparks und die von internationalen Kunstkapazitäten als vorbildlich anerkannte Einrichtung des Märchengartens sich nicht nur bei Ludwigsburger Bürgern, sonder auch bei Millionen Besuchern aus dem ganzen Lande und des weiten europäischen Auslandes erfreut.

Aber nicht nur die Millionenzahl der Erwachsenen, sonder auch die unübersehbaren Scharen von Kindern und Schulklassen in Sonderausflügen sind über die Parkgestaltung und den Märchengarten entzückt. Dem Herrn Einsender, der von „kindischen Mätzchen“ spricht, ermangelt vermutlich in unserer heutigen fantasiearmen Zeit der Sinn für Kinderfreude, auch wenn er selbst erwachsene Kinder haben sollte.

Davon abgesehen, daß der Märchengarten von namhaften Künstlern gestaltet wurde, sei erwähnt, daß es auch in anderen europäischen Großstädten ähnliche Einrichtungen zur Freude und Erholung von Kindern und Erwachsenen gibt. Wenn einer der Herren Einsender von hässlichem Humbug spricht, so sei es gestattet, ihn zu bitten das Wort auf seine eigenen Ausführungen anzuwenden. Sein Angriff auf den im ganzen Lande beliebten Killlesberg ist in der gleichen Weise zu werten. Wenn die Bezeichnung „Blühendes Barock“ vom Herrn „er“ (Anmerkung: Absender des Leserbriefes) beanstandet wird, so darf man ihn bitten, sich mit der Geschichte der Bau- und Gartenkunst zur Zeit des Barocks zu befassen, deren Kentnisse ihm anscheinend abgehen.

Geradezu peinlich wirken Herrn „er’s“ politische Anspielungen auf die es nicht lohnt, einzugehen, weil sie der Einsender nicht nachprüfen kann. Vom wohl größten Teil der Leser der Kreiszeitung dürften die in unangenehmer Form vorgetragenen Seltenheitsergüsse der beiden Einsender abgelehnt werden.

Eine große Anzahl Ludwigsburger Bürger, mit denen ich sprach, haben diese Entgegnung von mir erbeten mit dem ausdrücklichen Hinweis, nur einmal zu antworten und etwaige weitere Einsendungen den ihnen anhaltenden „Geist“ selbst und der allseitigen stillen und empörten Ablehnung der Bevölkerung zu überlassen. E.S.

23.04.1960: Viele Städte wären froh …

Den Einsendern „H.H.“ und „er“, möchte ich zurufen warum denn gleich so gehässig? Da heißt es ja fast: Herr, soll ich mit dem Schwert dreinschlagen?

Wenn wir auch in einem demokratischen Staat leben, so hat alles seine Grenzen. Wenn kein Eintrittsgeld erhoben würde, er bezahlt dann die vielen Pflanzen und Arbeitskräfte? Man hat ja gesehen, als der Park noch für jedermann zugänglich war, wie Pflanzen herausgerissen wurden und wie quer über die Planie ein Trampelpfad war. Genauso würde es wieder in den Anlagen werden.

Wem eine Dauerkarte oder der Eintritt zu teuer ist, kann sich ja in den Alleen oder im Park auf der Bärenwiese aufhalten. Soviel mit bekannt ist, darf man ab und zu auch ohne eintritt in den Märchengarten. Viele Städte wären froh, hätten sie so schöne Alleen und Anlagen für die Allgemeinheit. E.N.

23.04.1960: Vollberechtigte Kritik

In der heutigen Nr. 91 las ich die vollberechtigte Kritik des Herrn H.H. Die Geldgierde macht vor nichts halt. Ludwigsburger Krämermarkt oder Pferdemarkt mit Esel-Lotto oder Kinderfest könnte man dieses Tingeltangel nennen. Ich finde es sehr geschmacklos, so etwas kostspieliges dahin zu bauen. E.W.

23.04.1960: Märchenrummel im Schlossgarten

Es gibt also doch noch Menschen im Städtle, die ein Gefühl dafür haben, was man im Interesse des guten Geschmacks tun kann und was nicht. Dieser sogenannte Märchengarten ist ein Greuel. Ob die „Schöpfer“ dieses geschmacklosen Unsinns wohl je ein Märchen gelesen haben, und – wenn ja – ob sie in der Lage waren, die Poesie eines Märchens zu begreifen? Anscheinend nicht, sonst hätte dieser monströse Kitsch nicht entstehen können. Dieses Hexenhaus ist einfach grotesk, die ferngelenkten Tauben nicht weniger. Wie kann man nur mit gutem Gewissen den Kindern derartiges antun! Welche technischen Raffinessen für eine so abgrundtiefe Brunnengemeinheit! Ich würde es nicht glauben, wenn ich es nicht selbst gesehen hätte. Heute noch habe ich ein schlechtes Gewissen, meine Kinder dahin geführt zu haben.

Sollte es nicht möglich sein, den von seinen eigentlichen Schöpfern großartig angelegten Schloßgarten in der gleichen Linie weiterzuentwickeln zur Ehre der Stadt Ludwigsburg und zur Freude seiner Einwohner. H.T.

26.04.1960: Ein großer Tiergarten

Die in der Ludwigsburger Kreiszeitung in den letzten tagen erschienen Artikel gegen unser „Blühendes Barock“ und unseren hübschen „Märchengarten“ zeigen, daß Ludwigsburg nicht nur einen Märchengarten hat, sonder auch unser Herrgott einen großen Tiergarten hat!“ K.K.

Erste Skizzen für den Märchengarten …

Albert Schöchle war Feuer und Flamme von der Idee einen Märchengarten im Blühenden Barock zu schaffen und machte bereits in Holland die ersten Skizzen.

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